(Motorsport-Total.com) – Am ersten Tag des dreitägigen MotoGP-Wintertests auf dem Sepang International Circuit in Malaysia sicherte sich Fabio Quartararo (Yamaha) knapp vor Marc Marquez (Ducati) die Bestzeit. Einen herben Rückschlag gab es für Aprilia, denn zwei Fahrer verletzten sich am Mittwoch.

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Raul Fernandez hat sich bei einem Sturz ebenfalls Knochenbrüche zugezogen
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Für die italienische Marke begann der erste richtige Test rabenschwarz. Jorge Martin stürzte schon zu Beginn des Tages in Kurve 1. Wenig später flog der Weltmeister zu Beginn seiner 14. Runde in Kurve 2 per Highsider ab und prallte auch mit dem Helm hart auf dem Asphalt auf.
Martin klagte über Schmerzen in der linken Hand und im rechten Fuß. Er wurde für weitere Untersuchungen in das Aurelius Krankenhaus in Nilai, das sich sechs Kilometer von der Strecke entfernt befindet, gebracht.
Schließlich hat sich Martin bei dem Highsider den fünften Mittelhandknochen in der rechten Hand gebrochen. Zusätzlich hat er sich im linken Fuß den dritten, vierten und fünften Mittelfußknochen gebrochen.
Martin wird über Nacht im Aurelias Krankenhaus in Nilai bleiben. Morgen ist sein Rückflug nach Europa geplant. Damit ist dieser Test für den Weltmeister natürlich vorbei. Aprilia hat noch einen zweiten Fahrer verloren, denn auch Raul Fernandez hat sich verletzt.
Der Spanier stürzte in seiner 25. Runde in Kurve 9 von seiner Trackhouse-Aprilia. Raul Fernandez brach sich dabei einen Mittelhandknochen in der linken Hand sowie eine Zehe im linken Fuß. Noch am Mittwoch machte er sich auf den Weg nach Spanien, wo in Barcelona eine Operation geplant ist.
Somit hat Aprilia nur noch Marco Bezzecchi und Rookie Ai Ogura (Trackhouse), der auch einen Sturz hatte, im Einsatz. Bezzecchi zeigte sich vom ersten Gefühl der RS-GP25 begeistert: “Es ist noch früh, aber alles fühlt sich positiv an. Das Turning ist besser als bei meinem alten Motorrad.”
“Auf der Bremse fühlt sich das Motorrad sehr gut an. Dieses Gefühl hatte ich im Vorjahr verloren. Mit der Aprilia fühlt sich die Stabilität des Vorderrads sehr gut an. Wir müssen aber noch an allen Bereichen arbeiten, Aerodynamik und Elektronik.”
Auch Fabio Di Giannantonio fällt verletzt aus
Nach Testende am Abend teilte das VR46-Team mit, dass sich Fabio Di Giannantonio ebenfalls verletzt hat und den Test beenden muss. Der Italiener hatte einen Sturz in Kurve 5. Dabei hat sich “Diggia” das linke Schlüsselbein gebrochen.

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Der erste Tag von “Diggia” mit der Ducati GP25 endete mit einer Verletzung Zoom
Die linke Schulter hat sich Di Giannantonio im vergangenen Sommer bei einem Sturz in Spielberg verletzt. Da es eine hartnäckige Verletzung war, entschied er sich im Herbst dazu, die letzten beiden Rennen auszulassen und sich operieren zu lassen.
Das Ziel lautete, dass er bis zu diesem Sepang-Test fit wird. Am Vormittag hieß es, dass er auch fit sei. Zum ersten Mal fuhr Di Giannantonio mit der Ducati GP25. Nun gab es für den Italiener und das Team diesen herben Rückschlag.
Yamaha mit zwölf Motorrädern
Yamaha setzte mit den vier Fahrern das Programm vom Shakedown-Test fort. Beim Motor soll man sich bereits auf eine Spezifikation des Reihenvierzylinders festgelegt haben. Mit den Aerodynamik-Updates zeigte man sich ebenfalls schon zufrieden.
Im Fokus stand das Chassis. Aufgeteilt auf die Boxen des Werksteams und des Pramac-Teams gab es drei unterschiedliche Chassis-Varianten. Quartararo und Alex Rins hatten in ihrer Box jeweils drei Motorräder stehen.

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Fabio Quartararo fuhr mit der überarbeiteten Yamaha Bestzeit Zoom
Die Pramac-Fahrer Miguel Oliveira und Jack Miller hatten je zwei Motorräder. Außerdem war am Mittwoch auch Testfahrer Augusto Fernandez im Einsatz. Yamaha arbeitete also insgesamt mit zwölf Motorrädern. Am späten Nachmittag fuhr Quartararo mit 1:57.555 Minuten Bestzeit.
“Wir haben an der Elektronik gearbeitet, woran wir schon beim Shakedown gearbeitet haben”, sagt Quartararo. “Das war eine Bestätigung. Die Ingenieure wissen, in welche Richtung wir gehen müssen. Ich möchte noch nicht zu positiv sein. Wir arbeiten sehr gut, aber es war erst der erste Tag.”
KTM mit einer knappen Sekunde Rückstand
Pedro Acosta hatte einmal einen harmlosen Sturz. Ansonsten wurde bei KTM viel mit neuen Entwicklungen gearbeitet, speziell mit Acosta und Binder. Optisch entsprach die RC16 weitestgehend der Spezifikation von Ende 2024.
An welchen neuen Details KTM arbeitet, sickerte noch nicht durch. Für die Tech3-Neuzugänge Enea Bastianini und Maverick Vinales ging es hauptsächlich darum, die RC16 weiter kennenzulernen. Bastianini hatte am Nachmittag einen Sturz in Kurve 4.

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Pedro Acosta hatte einen Sturz, blieb dabei aber unverletzt Zoom
Das KTM-Trio Acosta, Binder, Vinales beendete den Tag mit einer knappen Sekunde Rückstand auf den Plätzen elf bis 13. “Es war vernünftig”, kommentiert Binder. “Der erste Tag ist immer knifflig, um den Speed wiederzufinden. Wir haben sehr viel getestet und haben viele Teile ausprobiert.”
“Wir müssen alles evaluieren und das Paket zusammenstellen.” Hat KTM einen Fortschritt gemacht? “Definitiv”, meint Binder. “Wir haben einige unserer Probleme in die Hand genommen. Nun müssen wir sehen, was wir haben. Die Arbeit wurde auf alle vier Fahrer aufgeteilt.”
“Ich bin mit meinem Teil zufrieden. Es scheint, dass wir beim Grip am Hinterrad etwas gefunden haben. Deswegen war es ein guter Tag.” Da bei KTM, Aprilia und Ducati die Motorspezifikation für zwei Jahre eingefroren wird, ist auch das ein wichtiger Aspekt.
Honda mit zwei unterschiedlichen Aero-Konfigurationen
Honda hatte ebenfalls ein umfangreiches Testprogramm. Ins Auge stach vor allem die überarbeitete Aerodynamik. Die Seitenverkleidung ist komplett neu gestaltet. Außerdem wurden Vergleiche mit einem Heckflügel und einem glatten Heck durchgeführt.
Es wird spekuliert, dass im glatten Heck ein Massedämpfer versteckt ist. Denn ein Fokus liegt bei Honda auch darauf, das Chattering vom Hinterrad zu minimieren und mehr Grip am Kurvenausgang zu finden. Das waren im Vorjahr die größten Handicaps.

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Joan Mir zeigte mit der neuen Honda konkurrenzfähige Rundenzeiten Zoom
Mit Joan Mir auf Rang sechs und Johann Zarco auf Platz neun waren zwei Honda-Fahrer in den Top 10 zu finden. Ist der große Schritt gelungen? “Es ist unmöglich, an einem Tag einen großen Schritt zu machen”, will Luca Marini das Ergebnis nicht überbewerten.
Aber: “Honda hat über den Winter fantastisch gearbeitet und uns interessante Dinge gebracht. Daran müssen wir nun weiterarbeiten. Es war ein positiver Tag, das generelle Gefühl war gut. Wir müssen aber noch mehr mit dem neuen Motorrad arbeiten.”
“Für die Mechaniker wird es eine lange Nacht, denn wir müssen einiges mixen”, spricht Marini die unterschiedlichen Konfigurationen an. “Es war ein guter Beginn, weil wir von Anfang an gute Rundenzeiten gefahren sind.” Ein neuer Motor soll ebenfalls Teil des Pakets sein.
Schnelle Runde von Marc Marquez zum Schluss
Vom Ducati-Werksteam war lange wenig zu sehen. Francesco Bagnaia und Marc Marquez spulten ihr Testprogramm mit der neuen GP25 ab, ohne zunächst groß in Erscheinung zu treten. Eineinhalb Stunden vor Testende fuhr Marc Marquez die vorübergehend zweitbeste Zeit.
In den letzten zehn Minuten nahm der Spanier eine zweite Zeitattacke in Angriff und schob sich auf den zweiten Platz, nur 0,051 Sekunden hinter Quartararo. Bagnaia verzichtete auf eine schnelle Runde und belegte Platz 17.

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Marc Marquez legte es zum Schluss noch auf eine schnelle Runde an Zoom
“Es war ein guter Tag”, nickt Teammanager Davide Tardozzi. “Am ersten Tag machten wir Vergleiche mit neuen und alten Teilen. Marc ist nur am Ende eine fliegende Runde gefahren, während ‘Pecco’ das an den nächsten Tagen machen wird.”
“‘Pecco’ wollte mit der neuen GP25 Informationen im Vergleich zur GP24 sammeln. Die Aussagen beider Fahrer sind auf einer Linie. Sie arbeiten an kleinen Problemen, wo sie sich noch nicht wohlfühlen. Das ist aber normal. Die Ingenieure können das Motorrad nun für morgen verbessern.”
(Hier gibt es die kompletten Testzeiten im Überblick.)
Der Sepang-Test wird am Donnerstag und Freitag fortgesetzt.