(Motorsport-Total.com) – Der Grand Prix von Japan war für das Gresini-Team in der Moto2-Klasse ein Feiertag. Manuel Gonzalez pokerte mit den Reifen richtig, überholte Lokalmatador Ai Ogura und feierte seinen ersten Sieg in der Weltmeisterschaft. Doch seither gab es hinter den Kulissen viele Diskussionen.

Titel-Bild zur News: Manuel Gonzalez

Das Logo von QJ Motor verschwindet von den Gresini-Motorrädern
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Seit 2023 ist QJ Motor der Hauptsponsor des Gresini-Moto2-Teams. Die Qianjiang-Motorcycle-Group ist ein Motorradhersteller aus China, der 1985 gegründet worden ist. In diesem Jahr fuhr QJ Motor einige Rennen in der Supersport-WM und plant einen Einstieg in die Superbike-WM.

In der Motorrad-WM ist die chinesische Marke bisher nur als Sponsor aufgetreten. Nach dem Grand Prix von Japan entbrannte ein Streit mit Gresini. Denn vor dem Rennstart trug Gonzalez ein japanisches Stirnband, das die Chinesen entrüstet hat.

Denn es handelte sich dabei um ein japanisches Hachimaki-Stirnband. Nach dem Rennen meldete sich QJ Motor mit einem Statement und forderte darin, dass alle Fotos von Gonzalez mit diesem Stirnband entfernt werden müssen.

Außerdem wurde die sofortige Entlassung des Spaniers verlangt. “Vor dem Rennen kam es zu einem unangenehmen Vorfall”, heißt es in dem Statement von QJ Motor. “Gonzalez trug auf Einladung der Organisatoren vor dem Start ein unerlaubtes Accessoire des Gastgeberlandes.”

“Er teilte diese Aktion in den sozialen Medien. Obwohl es sich um eine unbeabsichtigte Geste handelte, die als europäischer Fahrer auf seine mangelnde Kenntnis chinesischer Geschichte zurückzuführen ist, verletzt solches Verhalten die Gefühle der Motorradfahrer und Bürger Chinas.”

Japans Krieg auf Chinas Festland

Dabei wird der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg gemeint, der zwischen 1937 und 1945 stattgefunden hat. Japan hat damals Teile von Chinas Osten besetzt. In China wird dieser Krieg als Antijapanischer Krieg bezeichnet.

Bei den Kämpfen starben auf chinesischer Seite rund 3,2 Millionen Soldaten und neun Millionen Zivilisten. Während der Besatzung beging das japanische Militär schwere Kriegsverbrechen. China wurde während des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten unterstützt.

Erst als Japan als Folge der US-Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki kapitulierte, zogen auch die japanischen Truppen aus dem chinesischen Festland ab. Das ist der geschichtliche Hintergrund zur Verärgerung von QJ Motor.

QJ Motor fordert Rauswurf von Manuel Gonzalez

In dem Statement nach Motegi heißt es deshalb: “Nach dem Vorfall hat Qianjiang Motorcycle sofort ernsthafte Gespräche mit dem Gresini-Team begonnen und verlangt, dass alle veröffentlichen Bilder und Videos entfernt werden.”

“Und dass das Team jegliche Zusammenarbeit mit dem betroffenen Fahrer einstellt.” Gonzalez meldete sich unmittelbar darauf mit einem Statement bei Instagram. Er entschuldigte sich und betonte, dass das keine Aktion war, um eine politische Botschaft zu senden.

“Es handelte sich stattdessen um Bilder mit Bezug zu dem Land, in dem das Rennen stattfindet. Es war nie meine Absicht, die Gefühle des chinesischen Volkes zu verletzen. Es war eine unbedachte und unfreiwillige Geste, die ich bedaure. Nochmals, es tut mir schrecklich leid.”

Wie das Gresini-Team reagiert

Das Gresini-Team wollte sich zunächst nicht zu der Angelegenheit äußern. Nun gab es in der Vorschau auf den Grand Prix von Australien eine Stellungnahme dazu. Erstens wird Gonzalez nicht gefeuert und behält seinen Platz bis Saisonende.

Zweitens heißt es von Gresini bezüglich der Unstimmigkeiten: “QJ Motor und Gresini führen positive Gespräche und wir gehen davon aus, dass alles bald gelöst sein wird. Aus Zeichen des Respekts für China wird das Moto2-Team die letzten vier Saisonrennen ohne Branding bestreiten.”

Die roten Logos von QJ Motor verschwinden also von den Motorrädern und den Lederkombis von Gonzalez und seinem Teamkollegen Albert Arenas. Auch auf der Webseite des Teams ist QJ Motor bereits verschwunden, auch aus dem Gresini-Logo.